Kein Tag wie jeder andere: Der erste deutsche Touchdown
Markus, vor neun Jahren hast Du als erster Deutscher einen Touchdown in der NFL erzielt. Kannst Du Dich noch daran erinnern, wie es abgelaufen ist?
„Es ging alles so schnell. Innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde war der Ball frei auf dem Boden und ich habe realisiert, dass ich ihn aufnehmen kann. Ich glaube, Devon Kennard hatte dafür gesorgt. Ich habe das Ei dann einfach aufgehoben und bin losgelaufen, um einen Touchdown zu erzielen. So schnell war ich vermutlich sonst nie wieder. (lacht) Zum Glück hat es geklappt.“
Hattest Du direkt Hoffnung, dass du in der Situation einen Touchdown erzielen kannst?
„Normalerweise sagen die Trainer immer, dass wir dicken Jungs uns einfach draufwerfen sollen, um den Ball zu sichern. Aber ich habe es im Training schon ein paar Mal versucht und das Aufheben inklusive Weiterlaufen hat eigentlich ganz gut geklappt. In dem Moment hatte ich kaum Gegnerdruck und dachte mir, dass ich es versuchen kann. Ich bin einfach nur losgelaufen und habe zum Glück nur noch Mitspieler gesehen. In der Endzone kam Jason Pierre-Paul noch auf mich zu und wollte mich umarmen, ich war aber so im Modus, dass ich dachte er sei ein Gegenspieler und will mir den Ball aus der Hand schlagen, da habe ich nochmal fester zugegriffen.“ (lacht)
Kamen Dir die 26 Yards lang vor?
„Natürlich hat man unglaublich viele Gedanken in der Zeit. Ich kann mich fast an jeden Bruchteil der Sekunden erinnern, aber zum Glück bin ich schnell in die Endzone gekommen. Danach dreht man sich noch einmal um, um sicherzustellen, dass es keine Flaggen gab. Alles war gut.“
Wie war der Jubel danach?
„Ehrlicherweise konnte ich gar nicht wirklich jubeln, weil ich damals immer im Special Team eingeteilt war, um den Extrapunkt zu beschützen. Ich habe einem Mitspieler den Ball gegeben, der zur Seitenlinie gelaufen ist, damit er darauf aufpasst. Ich wollte ihn natürlich unbedingt behalten. Der Spielzug danach war entsprechend unangenehm für mich. Die Titans-Spieler wollten mir richtig einen reindrücken dafür, dass ich gerade einen Touchdown erzielt habe, aber auch das habe ich überstanden.“
Hast Du den Ball noch immer?
„Natürlich, der hat einen Ehrenplatz bekommen und steht noch immer in unserer Wohnung.“
Hast Du damals direkt realisiert, dass es der erste Touchdown eines Deutschen in der NFL war?
„Das kam erst später. Für mich war es erstmal wichtig, dass ich den ersten Defensiv-Touchdown der Giants in der Saison erzielt habe, das wurde Zeit. Es war meine Aufgabe, auch mal die „dreckigen“ Aufgaben zu erledigen. Es haben sich alle im Team für mich gefreut. Ich hatte im College leider keinen Touchdown erzielt, daher war es ein unfassbares Gefühl, es auf dem höchsten Level zu schaffen.“
Kannst Du Dich noch an die Reaktionen in Deutschland erinnern?
„Es kamen sehr viele Interview-Anfragen auf mich zu. Meine Mutter hat mich ein paar Tage später angerufen und mir erzählt, dass ich in vielen Zeitungen zu sehen bin, das war sehr ungewöhnlich. Davor war American Football noch eine deutlich kleinere Sportart in Deutschland. Die Entwicklung kam erst danach. Es ist eben die primäre Aufgabe, einen Touchdown zu erzielen – so, wie es beim Fußball um ein Tor geht. Darauf achten die Laien. Sebastian Vollmer hatte schon einen Super Bowl gewonnen, aber das war nicht so greifbar als Einzelperson. Ich freue mich über jeden Fan, den wir zur NFL gebracht haben. Egal, ob es Björn Werner als Erstrunden-Pick, Sebastian als Super-Bowl-Sieger oder eben ich mit dem ersten Touchdown war. Wir wollen diese Sportart in Deutschland groß machen.“