Kuhn-Kolumne: London Calling

In seiner wöchentlichen Kolumne auf gameday.de schreibt Markus Kuhn über die aktuellen Themen in der NFL. Der ehemalige Profi blickt zurück auf die Spiele von Woche 4 und freut sich auf einen Trip am nächsten Wochenende.

Liebe Football-Freunde,

am Sonntag hieß es für mich NFL im Doppelpack. Durch einen kurzfristigen Ausfall habe ich nicht nur das späte Spiel (New England Patriots @ Dallas Cowboys) sondern auch Baltimore Ravens @ Cleveland Browns auf RTL kommentiert. Insgesamt knapp sieben Stunden live zu sein, ist durchaus happig, aber macht zum Glück immer Spaß mit Euch.

First Down: Historische Niederlage für Belichick

Auf das Duell der Patriots bei den Cowboys hatte ich mich besonders gefreut. Ich hatte New England nach dem starken Auftritt gegen die Jets vor dem Kickoff wirklich Chancen eingeräumt, wurde aber bitter enttäuscht. Das 3:38 bei den Dallas Cowboys war die höchste Niederlage von Bill Belichick in seiner Trainerkarriere und die ist immerhin schon 29 Jahre alt. Da kann ich aus Erfahrung sagen, dass die Laune in der Kabine nachher alles andere als gut war. Quarterback Mac Jones sah überhaupt nicht gut aus, hat sich einige ganz schlimme Fehler geleistet und wurde im Laufe der Partie auf die Bank gesetzt. In New England muss man sich nach diesem Jahr die Frage stellen, ob Jones die Lösung für die Zukunft ist und ich glaube langsam immer mehr, dass er es nicht ist.

 

Second Down: Der Weg aus der Krise für die Bengals

Ein weiteres Team, das 1-3 steht, sind die Cincinnati Bengals. Quarterback Joe Burrow & Co. haben erneut Probleme gehabt und nur drei Punkte bei den Tennessee Titans erzielt. Mit nur drei Offensiv-Touchdowns sind die Bengals nach vier Wochen das harmloseste Team der Liga – und das obwohl sie vor der Saison von vielen als Titelkandidat gesehen wurden. Aber Cincinnati ist noch immer ein junges Team, das in den vergangenen Jahren gezeigt hat, dass sie mit den besten Mannschaften der NFL mithalten können. Immerhin haben sie schon ein Spiel gewonnen und können mit zwei oder drei Siegen nacheinander schnell aufholen. Die Saison ist noch sehr jung, sie müssen die Nebengeräusche einfach ausblenden und sich Woche für Woche auf ihr Spiel konzentrieren. Meine Erfahrung ist sowieso, dass ein Team weder so gut ist, wie es in der besten Phase gemacht wird, noch so schlecht ist, wie es die Experten in einer Krise schreiben.

 

Third Down: Seid so gut, dass die Schiris keinen Einfluss nehmen können

Nach der Jets-Niederlage gegen die Kansas City Chiefs wurde viel über die Leistung der Schiedsrichter diskutiert. Die Chiefs hatten bei einigen Situationen Glück und hätten sich nicht beschweren können, wenn sie gegen New York verloren hätten. Insbesondere Jets-Trainer Robert Saleh war außer sich vor Wut. Ich kann den Frust komplett nachvollziehen und war selber schon oft genug auf 180, wenn ein Schiedsrichter ein Spiel durch Fehlentscheidungen entschieden hat, aber man muss auch wissen, auf welchen Referee man trifft. Jedes Schiedsrichter-Team hat eigene Präferenzen und die Spieler sollten von den Trainern informiert werden, ob der Schiri für die Partie zum Beispiel besonders häufig auf Holding entscheidet. Dann kann ich meine Spielweise anpassen. Grundsätzlich sollte es aber der Anspruch der Spieler sein, dass die eigene Leistung so gut ist, dass die Schiedsrichter gar keinen Einfluss nehmen können. Für Zach Wilson war die Niederlage aber besonders bitter. Der Quarterback hat vielleicht die beste Partie seit langer Zeit gezeigt und wirkte deutlich reifer. Ich würde mich freuen, wenn er seine zweite Chance nutzen kann.

 

Fourth Down: London Calling

Nun geht der Blick aber voraus und ich freue mich sehr darauf. Zum ersten Mal darf ich ein London-Spiel vor Ort aus dem Stadion kommentieren. Das wird ein unglaublicher Spaß, mit der Legende Buschi für RTL am Mikro zu sein. Ich bin total gespannt auf das Stadion. Ich hatte als Spieler leider nie die Möglichkeit, an einem International Game teilzunehmen, umso größer ist jetzt die Vorfreude. Die Jaguars haben natürlich einen Vorteil, weil sie bereits am Wochenende in London gespielt haben und keinen Jetlag haben. Dazu spielt Jacksonville jedes Jahr in der englischen Hauptstadt und kennt sie. Sie haben einige Veteranen im Team, die so ein Spiel schon häufiger erlebt haben und den jungen Spielern ein paar Tipps geben können. Ob der Vorteil aber groß genug ist, um die Bills zu schlagen, weiß ich nicht. Buffalo hat gerade die Scoring-Maschine Miami geschlagen und wirkt wie ein Titelkandidat. Das könnte ein tolles Match werden und ich hoffe, dass ihr dabei seid.

 

Euer Markus

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